Slowenien

Ein Bericht von Dirk Seebeck

Mehr Infos und weitere Berichte auf www.bratmans-world.de.


Allgemeine Landesinfo


Slowenien ist 20.273 qkm groß, und grenzt an die Länder Italien, Österreich, Ungarn und Kroatien. Vom Klima her kann man im Nordwesten des Landes mit alpinem Klima, im Nordosten mit kontinentalen und weiter unten im Süden mit mediterranen Klima rechnen. Die Hauptstadt des Landes ist Ljubljana und die Landessprache Slowenisch. Jedoch kann man sich je nach Aufenthaltsort auch gut in Deutsch oder Italienisch verständlich machen.

Einreisebestimmungen und Sicherheit


Aktuelle Informationen zu diesen wichtigen Themen gibt es auf der Homepage des Deutschen Auswärtigen Amtes.

Man hört und liest immer wieder das bei der Einreise mit dem eigenen Fahrzeug ein Satz Ersatzglühbirnen für die Scheinwerfer mitgeführt werden müssen. Bei uns wurde dies nicht kontrolliert, und die Ein- und auch Ausreise waren schnell und problemlos.

Reisebericht


Wie kommt man auf Slowenien? Ganz einfach, denn was man an Bildern sieht und an Berichten liest muss man in diesem Land noch so richtig ungezwungen Motorradfahren können. Und das wollten wir mit unseren Enduros einfach mal ausprobieren.

Um nach Slowenien reinzukommen wählten wir den Seebergsattel, der ja genau auf der Grenze zwischen Österreich und Slowenien liegt. Die Kurven und Kehren waren nach der langweiligen Autobahnfahrt eine willkommene Abwechslung, und weckten schon langsam die Vorfreude auf das was uns in Slowenien erwarten soll.

Die Einreisekontrolle fand eigentlich nicht statt, denn irgendwie hatten die Grenzbeamten da oben keine Lust auf Arbeit. War auch gut so, denn wir hatten die vorgeschriebenen Ersatzglühbirnen natürlich auch nicht dabei. Schon nach wenigen Kehren bergab ergaben sich dann auch die ersten schönen Aussichten auf das Massiv der Kamnisko-Savinjske Alpen.

Übernachtet haben wir in Slowenien immer in unserer tragbaren Villa (andere sagen da abschätzig Zelt zu ) auf irgendwelchen Campingplätzen. Die sind zwar nicht alle im besten Zustand, dafür aber recht günstig.

Geld getauscht haben wir am Ljubljana International Airport, an dem wir zufällig auf dem Weg zu unserem ersten Campingplatz vorbeikamen. Ansonsten kann man aber auch problemlos Geld in der Landeswährung mit der normalen EC-Karte an den meisten Bankautomaten abheben.

Unsere erste Station war in der Nähe der Stadt Skofja Loka. Diese mittelalterliche Stadt mit der fast autofreien Altstadt und den schmalen und engen Gassen ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Von hier aus fuhren unsere erste Tagestour:

Wir fuhren von Skofja Loka Richtung Zelezniki und dann weiter nach Bled. Herrliche kleine Landstraßen in gutem Zustand, die sich teilweise mit recht engen Kehren die Berge hochwinden. Hier sollte man nicht zu schnell durchdüsen, denn immer wieder sorgen Heutransporte (die noch vom Bauern selbst per Hand gezogen werden) und Rollsplitt für kurze Adrenalinstöße. Auch die Landschaft mit den vielen bunten Wiesen und sanften dicht bewaldeten Hügeln sollte man sich nicht entgehen lassen. In Bled selbst ist ein Besuch des berühmten Schlosses, das auf einem kleinen Felsen mehr als hundert Meter über dem Ort und dem See thront, Pflicht.

Denn von hier oben hat man eine hervorragende Aussicht auf den See mit seiner kleinen Insel und den umliegenden Bergen. Der Ort selbst ist einer der wenigen die wir in Slowenien fanden, der fest in Touristenhand ist. Viele Reisebusse und überteuerte Preise - also nix wie weg da.

Nur wenige Kilometer westlich kann man dem Bike schon wieder eine Pause gönnen. Denn hier lädt die traumhafte Vintgar-Klamm zu einem Spaßziergang durch eine Bilderbuchschlucht ein. Entlang des glasklaren Flusses Radovna spaziert man auf Holzstegen und Brücken durch eine enge und tiefe Klamm, die zu unserer Zeit auch kaum besucht war. Von der Klamm aus trieben wir unsere Bikes über kleine Nebenstraßen mit schlechtem Asphalt und meist unübersichtlichen Kurven immer gen Westen bis zum See Bohinjsko jezero. Nach einer kurzen Cappocchino-Pause wollten wir nun unsere erste richtige Schotterstrecke unter die Reifen nehmen. Dazu bogen wir auf dem Rückweg in Bohinjska Bistrica rechts ab, und folgten einfach der Beschilderung nach Skofja Loka.

Wir wurden nicht enttäuscht, denn schon nach wenigen Kilometern endete die Asphaltpiste und ging nahtlos in Schotter über. Mit fast leerem Tank und einem Berggewitter im Nacken brausten wir nun also immer Richtung Zeltplatz. Doch irgendwo haben wir hier den Bogen nicht ganz bekommen, und wir bekamen neben normalen Schotterpisten noch richtig üble Feldwege zu fahren, da wir in diesem Labyrinth aus kleinsten Wegen und Pisten nicht richtig aufgepasst hatten. Für Leute mit Enduros macht das hier richtig Spaß und sollte unbedingt unter die Stollen genommen werden. Nach einer schweißtreibenden "Abkürzung" von etwa einer Stunde waren wir dann aber wieder auf dem rechten Pfad, und erreichten gerade noch rechtzeitig vor dem Gewitter unser Zelt. Einfach Geil, denn so was dürfte man bei uns in Deutschland gerade mal mit dem Mountainbike befahren.

Das Gewitter war eine willkommene Abwechslung, denn so wurden die Dampfkesseltemperaturen des Tages etwas heruntergekühlt, und der Regen entstaubte unsere Maschinen wieder etwas.

Am nächsten Morgen wurde der Popo noch mal mit Penatencreme für die nächste Tour geschmiert und schon konnte es losgehen. Wir wollten den Triglav, den höchsten Berg der Julischen Alpen umrunden. Auf der autobahnähnlichen Bundesstraße 202 rissen wir die ersten Kilometer ab, um etwas zügiger vorwärts zu kommen. Aber schon kurz hinter Bled konnte man den felsigen Kalkriesen mit seinen 2863 Metern das erste Mal sehen. Zum Warmwerden düsten wir im Ort Mojstrana von der Bundesstraße herunter, und fuhren die Stichstraße ins Vrata-Tal hinein. Die ist ein wahrgewordener Traum eines jeden Motorradfahrers (mit anständiger Maschine). Sage und schreibe 25% Steigung bietet sie einem bei kleiner und oft enger Straße mit unübersichtlichen Kurven und immer wieder schönste Schotterpassagen. Eigentlich müsste man die Straße zwei Mal fahren, einmal zum heizen und dann zum Gegend anschauen. Denn sie ist mit einem schönen Wasserfall, dichten Wald und felsigen Aussichten auf den Triglav wirklich sehenswert. Oben kam uns sogar eine Gruppe wildgewordener Chopperfahrer entgegen, die aber den Gesichtsausdrücken nach nicht so viel Gaudi beim Hinauffahren hatten wie wir mit unseren Maschinen. Die Straße ist etwa 10 km lang, und endet auf einem Parkplatz in einem Kessel an der steilaufragenden Nordwand des Triglav.

Weiter ging es dann über Kranjska Gora zum Vrsic-Paß. Ja nun, was soll man zu dem sagen? Einfach Geil: man schlängelt sich auf unzähligen aber herrlichsten Kehren über den 1611 m hohen Pass. Eine Kehre ist schöner wie die andere, und das Kopfsteinpflaster in den Kehren und der Rollsplitt auf der Straße sorgen immer wieder für zusätzlichen Spaß. Nicht nur deshalb sollte man hier aber mit dem Gasgriff vorsichtig hantieren, sondern auch wegen der gigantischen Aussichten die man hier immer wieder hat.

Nach einer der vielen Kurven kommt ein kleiner Parkplatz, von dem aus man die russische Kapelle zu Fuß in 1-2 Minuten besuchen kann. Sie ist eine von vielen traurigen Überbleibseln des sinnlosen Krieges, der hier einmal geführt wurde. Sie ist aber wirklich hübsch anzuschauen, und auf jeden Fall eine Pause wert in der Kurvenhatz. Nach der Passhöhe fällt der Blick in das dicht bewaldete Trentatal , mit der wild ins Tal donnernden Soca. Man fährt auf bester Asphaltdecke in den dichten Wald des urigen Soca-Tals hinein, wo man sich wie in einer anderen Welt vorkommt.

Kaum Siedlungen, und wenn dann meist alte und urige Bauernhöfe und immer wieder atemberaubende Ausblicke auf die wilde Soca mit ihrem kristallklaren Wasser. Dieses schimmert oft farbenprächtig und wechselt ihre Farbe von türkis über aquamarin bis hin zu kristallklar in ihrem felsigen Flussbett. Hier im Soca-Tal kann man auch immer wieder die unzähligen Hängebrücken sehen, über die die Bauern auf ihre teilweise recht abgelegenen Gehöfte gelangen. Auch an Campingplätzen in bester Lage mangelt es hier nicht, so dass man ohne Probleme ein Plätzchen für sich und sein Zelt findet. Wir fuhren noch bis Kobarid, wo wir dann auf einem sehr schönen und kleinen Campingplatz unsere Villa aufbauten. Natürlich bekamen wir auch hier wieder unsere allabendliche Dusche durch ein aufziehendes Berggewitter. Am nächsten Morgen bekamen wir dann noch einen schönen Rückblick auf die Soca, bevor wir im Ort Kanal von der Bundesstraße abbogen, um in das Weinanbaugebiet an der italienischen Grenze zu gelangen.

Dieses war zwar schön anzusehen mit all den kleinen Ortschaften inmitten der mit Weinreben übersäten Hügel, aber es war hier in etwa so kühl wie in einer gut geheizten Sauna. So machten wir uns auch fix wieder auf den Weg, der uns weiter nach Süden führte.

Unser Ziel war hier die Region um die Stadt Postojna mit ihren spektakulären Höhlen und Burgen. Hier gönnten wir unseren Bikes mal wieder eine Pause, und fuhren mit der Bergbahn in die riesige Höhlenwelt der größten Tropfsteinhöhle Europas, der Postojnska jama. Trotz der happigen 13 Euro Eintritt pro Person eine absolute Show. Auf der etwa 1,5 Stunden langen Tour, die wir sogar mit nur zwei anderen Deutschen zusammen in unserer Sprache bekamen, sollte man sich wegen der 8 Grad im Inneren der Höhle schön warm anziehen. Endlich waren wir mal froh um unsere Motorradbekleidung.......

Ein weiterer Pflichtbesuch war hier natürlich das wirklich toll anzusehende Höhlenschloss Predjamski grad, das etwa 9 Kilometer von der Tropfsteinhöhle entfernt liegt. Auch unter dieser Burg gibt es eine Höhle zu besuchen, die zu dem weitläufigen und 20km langen Netzwerk von Tropfsteinhöhlen gehört.

Da es uns hier unten im Süden deutlich zu heiß war, und auch unser Urlaub dem langsamen Ende zu ging, verzichteten wir auf eine Weiterfahrt an die Adriaküste, und verschwanden wieder in Richtung kühleres Bergland.

Hierzu wählten wir ab der Stadt Ajdovscina die kleinen Nebenstraßen über Lokavec und Lokve bis nach Tolmin im Soca-Tal. Auch hier wurden unsere Erwartungen nicht enttäuscht. In kleinen und engen Kurven schraubten wir uns die Bergkette empor, und die Temperaturen sanken schnell wieder auf ein erträgliches Maß. Die Strecke führte abwechselnd durch saftige und bunt blühende Wiesen und dichte Wälder, und endete schon bald in einer herrlichen weichen Schotterstraße. Da hier so gut wie kein Verkehr herrscht kann man ruhig mal ein bisschen mit seinem Moped herumexperimentieren, was auch richtig Spaß macht auf dem Untergrund. Wie auf den meisten Nebenstraßen die wir in Slowenien gefahren sind, ist eine Enduro durchaus sinnvoll. Denn so kann man all die Schotterstraßen und Feldwege so richtig genießen, die hier vollkommen legal befahrbar sind. Denn die Biker auf ihren Choppern und Sportlern die uns manchmal entgegenkamen, machten meist keinen besonders glücklichen oder gar entspannten Eindruck.

Erst bei Tolmin bekommt man wieder festen Asphalt unter die Räder, und es geht an kleinen Seen und schönen Aussichten wieder zügig gen Norden. Wir fuhren bis zum Ort Soca zurück, da wir dort auf dem Hinweg einen schönen Campingplatz in bester Lage entdeckt hatten. Hier wurden wir unzulässiger Weise auch auf´s allerübelste von einem kleinen Weltuntergang in Form eines sehr heftigen Gewitters bedrängt. Für die Bikes entladen und Zeltaufstellen haben wir mit Sicherheit keine 5 Minuten gebraucht, denn dann brach das Unwetter mit aller Heftigkeit los. Wir hatten schon Angst um unsere Bikes und vor allem das Zelt, was sich wegen der starken Sturmböen in allerübelste Schräglage legte. Zum Glück hatten wir uns ins nahe gelegene Duschhäuschen gerettet, so dass wir dem Treiben aus sicherer Entfernung zuschauen konnten. Aber nach etwa 2 Stunden war der ganze Spuk wieder vorüber, und wir machten uns bei gespenstischer Stimmung auf den Weg nach Bovec, um etwas zum Beißen zu organisieren.

Am nächsten Morgen hieß es dann Abschied nehmen von Slowenien, da wir uns wieder Richtung Grenze und somit der Heimat näherten. Doch einen Superknaller hatten wir uns noch aufbewahrt. Wir düsten den recht netten Predil-Pass Richtung italienische Grenze hinauf, schlugen aber kurz vorher noch einen Haken zur Mangart-Straße, die der absolute Höhepunkt all der grandiosen Straßen dieses schönen Landes sein sollte:

Beim Abbiegen von der Hauptstraße signalisierte uns die geöffnete Schranke und ein Hinweisschild, dass die Straße offen ist. Doch kaum kamen wir um die erste Kurve trauten wir unseren Augen kaum, denn vor uns sah es aus als wäre erst vor kurzer Zeit eine Lawine heruntergerauscht.

Schotter und kleine Felsbrocken, gepaart mit Furchen und tiefen Löchern in der Straße - na dann mal los. Der ganze Spaß dauerte aber nicht wirklich lange, dann ging diese üble Piste wieder in gepflegten Asphalt über, der nur noch ein Mal von groben Schotter abgelöst wurde. Das die Anfangspassage aber wirklich abschreckend ist, merkten wir auf dem Weg nach oben sehr deutlich am komplett fehlenden Verkehr, wir hatten diese herrlich enge Bergstraße ganz für uns allein. Na ja, fast jedenfalls, denn ab und an mussten wir sie mit einer Ziegenherde teilen.

Die knapp 12km lange Straße windet sich wirklich tollkühn den 2677m hohen Berg hinauf, und erreicht auf der Lahnscharte mit 2055m den höchsten anfahrbaren Punkt der Julischen Alpen. Bei der Straßenführung mit bis zu 18% Steigung und den immer besser werdenden Ausblicken bleibt einem echt die Spucke weg, denn direkt neben der engen Fahrbahn geht´s oft direkt einige hundert Meter die Bergflanke hinab, oder man verschwindet wieder einmal in einem der unbeleuchteten und teils recht langen Tunnel.

Oben angekommen sollte man sich auf jeden Fall eine Pause gönnen, um dieses fahrerische Spektakel zu verdauen und damit man die eindrucksvolle Aussicht auf die Weißenfelser Seen in Ruhe genießen kann. Für uns war diese Straße der absolute Höhepunkt all der schönen und manchmal abenteuerlichen Straßen, und es machte so richtig Spaß hier mit der Enduro durchzufahren.

Nach der Abfahrt passierten wir dann wenige Kilometer weiter die Grenze zwischen Slowenien und Italien, die genauso wie die Einreise ohne Kontrolle und Zwischenfälle über die Bühne ging.

Diese Reise fand im Juni 2003 statt.

Buchtips:

Als Reiseführer können wir das Buch "Slowenien & Istrien" aus dem Michael Müller Verlag empfehlen, denn es war sehr aktuell und informativ. (ISBN 3-923278-77-2)

Zum Thema Motorradtouren können wir aus dem Bruckmann-Verlag "Die schönsten Routen in Slowenien und Istrien" empfehlen. Es bietet viele Tourenvorschläge mit Karten und Bildern, die man dann als Anregung für eigene Touren ausschlachten kann. (ISBN 3-7654-3684-4)

Und als Straßenkarte hat sich auf der Reise das Ringbuch "Kroatien - Slowenien" im Maßstab 1:250.000 aus dem freytag & berndt Verlag bewährt. (ISBN 3-85084-363-7)